Musikfilme 2009

UNERHÖRT! Musikfilmfestival Hamburg

12 DEFA-DISCO FILME

Das DEFA-Studio für Dokumentarfilme produzierte in den 70er und 80er Jahren ein besonderes Genre, die sog. Disco-Filme. Als Musikclips, Kunstfilm-Miniaturen oder Kurz-Dokumentationen waren sie nicht nur für das Kinovorprogramm bestimmt, sie wurden auch direkt in der Diskothek gezeigt. Heute vermitteln sie ein authentisches Bild von den ästhetischen Vorstellungen des Pops in der DDR und einer sich auch im Sozialismus ankündigenden Musikvideokultur – ein Kessel Buntes mit Manfred Krug, der Sterncombo Meißen, Silly uvm. – und sogar mit den Wessis von Floh de Cologne!

diverse Regisseure
DDR I 1975-1985
3 ROOOSEN SINGT EIN BILD

Der einzige Bildersänger der Welt besingt eine Apokalyptische Blumenwiese auf die Leinwand. Sehr intensiv und klimaktisch.

3 Rooosen
DE I 2009 I 3 Minuten
ACHTUNG! WIR KOMMEN.

Blind Passengers, die Skeptiker, Sandow und die Amiga-Punks von Feeling B: 20 Jahre Popgeschichte unter den speziellen Bedingungen der Wiedervereinigung zeigen aus einer speziellen Ost-Perspektive, wie Freiheitssehnsucht und Gestaltungsdrang die unerwartete „Eskalation der Möglichkeiten“ verarbeitet haben. Egal, ob Erfolge – Mitglieder von Feeling B gründeten bekanntlich Rammstein – oder Enttäuschungen dokumentiert werden. Die Beteiligten nehmen kein Blatt vor den Mund in diesen verwirrenden Zeiten.

Karl G. Hardt
DE I 2008 I 112 Minuten
ATTWENGER ADVENTURE

Einzige Musik-Doku-Sequel der Welt! Über das einzige Schlagzeug-Ziehharmonika-Mundart-Rap-Duo der Welt! 12 Jahre nach Murnbergers Attwengerfilm sehen wir, wie es weitergegangen ist. Mehr Hintergrundinformationen, neue Horizonte, immer noch einzigartig!

Markus Kaiser-Mühlecker
AUT I 2007 I 90 Minuten
BALKAN BLUES

Musik einer Gesellschaft voller Widersprüche – Mazedonien ist ein kleines Land mit nur 2 Mio. Einwohnern; ethnische, religiöse und politische Divergenzen sind enorm – in einem Film zwischen pragmatischer Politik und grenzüberschreitender Kunst.

Cornelia Strasser
CH I 2008 I 55 Minuten
BARTÓKS REQUIEM – SIEBENBÜRGEN UND DER KLANG DER MODERNE

Volksmusikforschung heute und gestern: Béla Bartók (1881-1945), der weit über die Grenzen der Klassik hinaus einflussreiche Musikethnologe und Komponist der Moderne, war systematisch u.a. durch Ungarn und Rumänien gereist, um Volkslieder zu sammeln, ihre raue Rhythmik und pentatonischen Melodien zu studieren und zu einem sehr eigenen Werk zu verarbeiten. Der Film folgt Bartóks Spuren und dokumentiert dabei den aktuellen Zustand der uralten Musikkultur Siebenbürgens.

Jan N. Lorenzen
DE I 2008 I 87 Minuten
BJÖRN CASTILLANO, MUSIKER

Castillano, Oberhausener philippinischer Abstammung, bekommt mit 11 seinen ersten Synthesizer geschenkt. Seitdem macht er mit Gleichgesinnten populäre Musik für junge Leute. Er hat aber auch ein Nebenprojekt namens Fokus. Dafür feilt er an Klangarchitekturen, solo im Proberaum eines Mühlheimer Bunkers. Oder er pirscht auf der Straße mit dem mobilen Aufnahmestudio seines Laptops konkreten Tönen nach. In nüchterner Schwarzweiß-Ästhetik folgt der Film der Entstehung eines Tracks in einer Nacht. Es wird kein Wort gesprochen.

Jürgen Hille
DE I 2009 I 26 Minuten
BLACK EYES / ZWARTE OGEN

Was hat ein ukrainischer Sänger der 30er Jahre mit uns zu tun? Der Film verknüpft Familien- und Zeitgeschichte mit einer Art prä-popkultureller Schnitzeljagd zur Biographie von Tangolegende und Lebemann Pjotr Leschenko. Unterstützt von sorgfältig ausgewähltem Archivmaterial zeigen sowohl die Nachforschungen über in deutschen KZs umgekommene holländische Privatpersonen als auch der Lebens- und Karriereweg der öffentlichen Figur Leschenko, wie die großen Bewegungen einer Zeit die Existenz aller Menschen bestimmen

Jan Bondriesz
NL I 2008 I 100 Minuten
DAS LETZTE BIEST AM HIMMEL – BLIXA BARGELD

Der Film kommt der Persönlichkeit Blixa Bargelds, als Frontmann der Einstürzenden Neubauten eine der schillerndsten Figuren des deutschen Post-Punks, ungewöhnlich nah, ohne je voyeuristisch zu werden. Der selbsternannte Dandy bleibt bei aller Offenheit gewohnt streng, selbst wenn auf dem elterlichen Sofa Mutter und Sohn beieinander sitzen. Darüber hinaus unternimmt das Porträt Ausflüge zu wichtigen Schauplätzen Bargeld’scher Kreativität in Westberlin und anderswo. Auch prominente Wegbegleiter kommen zu Wort

Birgit Herdlitschke
DE I 2008 I 52 Minuten
DEM KÜHLEN MORGEN ENTGEGEN – EIN FILM ÜBER DAS LEBEN VON SCHOSTAKOWITSCH

Ein Lehrstück über das Verhältnis von Kunst und Macht in der Diktatur. Ein Genre-Mix aus Dokumentation, Spiel- und Animationsfilm. Armin Mueller-Stahl als Regisseur, der einen Film über „Stalins Komponisten“ fertigstellt. Ein Kaleidoskop aus Archivbildern, Filmausschnitten sowjetischer Filmkunst, Spielszenen im Schneideraum und Puppensequenzen zu Schlüsselmomenten aus Schostakowitschs Leben. Der Titel zitiert ein Lied des streitbaren Musikers, der ersten im Weltraum erklingenden menschlichen Melodie 1961, von Juri Gagarin gesungen.

Oliver Becker, Katharina Bruner
DE I 2008 I 90 Minuten
DICKE HOSE

Die verrückte Geschichte von Sleepy, dem rappenden Pizzaboten aus Ottensen, der sich mit 300 Euro und einem rostigen Fahrrad an eine steile Karriere zum Musik-Manager macht. Dank eines extrem losen Mundwerks und der nötigen Bauernschläue kann der „King of Schnack“ den Kampf gegen alle möglichen Hindernisse aufnehmen – eine respektlos schräge Hommage an einen Multikulti-Stadtteil mit groovendem 70er-Soundtrack und Stars wie Ferris MC, Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen), Adam Bousdoukus (Soul Kitchen) und vielen mehr.

Henna Peschel, Miles Terheggen
DE I 2009 I 90 Minuten
DIRTY PRINCESS – MIT BRENNENDEN HÖSCHEN GEGEN DAS PARFÜM DES KAPITALS

Dirty Princess sind ein Elektropunk-Trio aus Madrid, mit zwei sexy Front-Damen und einem auf die Bühne gestellten Lebensentwurf, der garantiert nicht jugendfrei ist: Sex-Bizarrerien und anti-klerikale Gesten. Trotzdem ist der bürgerlichen Herkunft nicht so leicht zu entkommen…

Thomas Lauterbach
DE I 2008 I 70 Minuten
DIVIZIONZ

Spielfilm über vier junge Freunde aus Kampala, der Hauptstadt Ugandas, die an einem Gesangswettbewerb teilnehmen wollen. Der Weg aus dem Ghetto ins erfolgreiche Musikgeschäft ist extrem beschwerlich: Ohne Mittel stellt die Reise quer durch die Stadt Gruppensolidarität und individuelle Wunschträume auf eine harte Belastungsprobe. Begleitet von Dancehall- und HipHop-inspirierten Klängen, entwirft der Film ein Bild von den Lebensbedingungen der heutigen urbanen schwarzafrikanischen Jugend und von der Zerissenheit eines Kontinents.

Donald Mugisha, James Tayler
Uganda, Südafrika I 2007 I 91 Minuten
DREI PIONIERE – DIE KONZERTVERANSTALTER RAU, JAHNKE UND LIEBERBERG

Ur-Vater Fritz Rau holte den Jazz aus dem Keller, veranstaltete die wirkmächtigen American Folk Blues Festivals und brachte früh die großen Namen ins Land: die Stones, The Who und unzählige mehr. Marek Liebermann wurde mit Mama Concerts zum größten Konkurrenten Raus. Heute veranstaltet er „Rock am Ring“. Karsten Jahnke hat als Hamburger Veranstalter mit beiden gearbeitet und z.B. Depeche Mode mit aufgebaut – tollen Anekdoten, leidenschaftlichen Menschen und Einblicke ins Veranstaltergeschäft, das nicht immer so happy ist wie der Fan, der gerade seine Lieblingsband auf der Bühne gesehen hat.

Elmar Sommer
DE I 2008 I 60 Minuten
EMPIRES OF TIN
(EVENING’S CIVIL TWILIGHT IN EMPIRES OF TIN)

2007 beauftragte die VIENNALE den New Yorker Filmemacher Jem Cohen mit der Aufführung und Dokumentation einer Musikperformance um Joseph Roths Roman „Radetzkymarsch“. Cohen erstellte einen Archivbildermix über die Agonie des Habsburger Reichs im Ersten Weltkrieg, denen er eigene Aufnahmen aus Wien und Brooklyn gegenüberstellte. Mitglieder der Band The Silver Mt. Zion, Guy Piciotto (Fugazi), der Gruppe The Quavers improvisierten dazu, Vic Chestnut streute Songs ein, Passagen aus Roths Werk wurden live vorgelesen – eine Agit-Pop-Halluzination.

Jem Cohen
USA/CANAUT I 2008 I 100 Minuten
ESCAPE FROM LUANDA

Eine Musikschule in Luanda, Hauptstadt von Angola und eine der gefährlichsten Städte der Welt. Hoffnung und Halt für Alfredo, der Angolas erster professioneller Klassik-Pianist werden will; Joanna, die Perkussion studiert und dafür ihre Kinder bei ihrem gewalttätigen Ex-Mann lassen muss und Domingas, Mutter von fünf Kindern, die sich nur wegen des Gesangsunterrichts noch nicht umgebracht hat. Drei Geschichten aus einem Land, das zu den rohstoffreichsten der Welt gehört – aber nach 27 Jahren Bürgerkrieg beträgt der tägliche Durchschnittslohn 1$.

Phil Grabsky
UK I 2007 I 72 Minuten
HANS IM GLÜCK & KONZERT HANDS UP-EXCITEMENT

Ein Spaziergang durch Berlin mit Hans Narva, als Bassist Teil des Prenzl’berg-Undergrounds (Mitglied u.a. bei Herbst in Peking, Inchtabokatables). Hans gewährt intime Einblicke in eine mit Schwierigkeiten gespickte Existenz. Der Film lebt von der dauerverschnupften Offenherzigkeit seines Protagonisten, der seine Karambolagen mit den Systemen der Vor- wie Nachwendezeit in lakonischer Ironie zum Besten gibt. Ein entwaffnender Geschichtenerzähler, der viel Stoff für das Punk-Kaminfeuer auf Lager hat. Die Regisseurin ist Sängerin in Narvas aktueller Band Hands Up Excitement.

Claudia Lehmann
DE I 2009 I 60 Minuten
HEIMA

Als Sigur Rós 2006 das erste Mal seit Jahren nach Island zurückkehren, verbeugt sich die Band vor der heimischen Fanbasis und den kulturellen Ursprüngen. Mit einer Reihe von unangekündigten Gratis-Konzerten an besonderen Orten, z.B. eine verlassene Fischfabrik, und dafür neu arrangierten Songs (ein Traditional singt der isländische Dichter Steindor Andersen) führt der Film durch Insel und Band-Biographie. Das Projekt Sigur Rós wird sich von hier aus verändern. So ist der Film eine Art Bilanz, hochkonzentriert und unaufgeregt wie die Musik der Formation. Großes Kino.

Dean Deblais
UK I 2006 I 97 Minuten
INSURGENTES

Steven Wilson, u.a. Kopf der Band Porcupine Tree, hat ein Solo-Album mit dem Titel „Insurgentes“ aufgenommen. Der Film begleitet ihn während dieses Prozesses; mal führt die Reise nach Mexiko, mal nach Israel, mal nach Holland – so entsteht eine poetisierende Collage darüber, was das sein kann: ein Musikerleben.

Lasse Hoile
DK I 2009 I 76 Minuten
JAN DELAY & DISKO NO. 1 – NÄCHSTE STATION BAHNHOF SOUL

Jan Phillip Eißfeldt ist einer der derzeit wichtigsten deutschen Popmusiker. Als Jan Delay hat er HipHop und Reggae, Funk und Soul gemischt und sich und dem deutschsprachigen Rap neue Wege geebnet. Manuel Unger hat Delay und seine Band Disko No. 1 über ein Jahr bei den Aufnahmen zum Album „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ begleitet. Wir lernen seine politische Einstellung: „Man muss tanzen können und protestieren“, seinen Kiez und den Perfektionisten bei der Studioarbeit kennen und erfahren, dass er u.a. viel Zappa hört.

Manuel Unger
DE I 2009 I 50 Minuten
LA TRAVIATA IM HAUPTBAHNHOF – DAS MAKING OF

Im September 2008 inszenierte das Schweizer Fernsehen unter Leitung von Regisseur Adrian Marthaler die Oper „La Traviata“ im Hauptbahnhof Zürich. Die Bahnhofshalle verwandelte sich für eine Nacht in eine Opernbühne, während der normale Verkehrsbetrieb weiterging. Der Film dokumentiert das Kulturevent im Öffentlichen Raum.

Barbara Seiler
CH I 2008 I 43 Minuten
LE PIANO FATIGUÉ – ART-ERRORIST VERSUS BAGIO

2008 kam es auf dem Pariser Filmfestival FILMER LA MUSIQUE nach dem Film „Ist Faust schön?“ – im selben Jahr auch bei UNERHÖRT! – zu einer fulminanten Livemusik-Performance: Faust-Mitglied Péron aka art-errorist trat mit seinen Freunden von Bagio auf. Um es kurz zu machen: Ein Klavier wurde zerlegt, die Feuerwehr alarmiert und ein lebenslanges Auftrittsverbot ausgesprochen. Flüssige Event-Doku aus erster Hand: Regisseur Bastiansen, auch bekannt als Bassist von Abwärts, war als einer von drei beteiligten Musikern mittenmang.

Uwe Bastiansen
DE I 2009 I 85 Minuten
LENINGRAD – DER MANN, DER SINGT

Leningrad und ihren Kopf Sergej ‚Shnur’ Shnurov kennt in Russland jeder. Einst der Geheimtipp einer Petersburger Intellektuellen- und Club-Szene, füllen sie mit ihrem rauhen Ska-Folk-Punk Stadien und Chartplätze. Dazu erfasst Straßenlyrik die schnellen Veränderungen Russlands und das Lebensgefühl der Generation Putin.

Peter Rippl
DE I 2008 I 98 Minuten
LUDGER DE GRAAFF – KLAVIERBAUER UND KONZERTTECHNIKER

Durch Lichteinwirkung und Feuchtigkeit kann sich ein Klavier jederzeit, sogar während eines Konzerts, verstimmen. Das zu verhindern bzw. zu korrigieren, ist die Aufgabe von Ludger de Graaff, Konzerttechniker in Essen und Düsseldorf. Zusammen mit den auftretenden Musikern erarbeitet er den richtigen Klang. In stilisiertem Schwarzweiß und nahezu ohne Worte kehrt der Film die gewohnten Abbildungsverhältnisse um und stellt den Mann im Hintergrund, ohne den die „große Show“ nicht stattfinden könnte, ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit.

Jürgen Hille
DE I 2008 I 30 Minuten
MELT – DER FILM ZUM FESTIVAL 2009

Von Schafen, Stahl und Stromgitarren – der Film zum Melt!-Festival 2009 im Auftrag von RTL entstanden, begleitet die Festivalmacher vor und während des Events und vermittelt einen Eindruck davon, was sich so hinter den Kulissen dieses Ereignisses tut.

Eric Siebert
DE I 2009 I 45 Minuten
MIT LIED UND LEID

Persönliches Doppelporträt zweier Frauen – die eine ist seit ihrer Kindheit gehörlos, die andere verliert ihr Gehör seit einem Jahr langsam. Beide teilen eine Leidenschaft: die Musik. Eine singt ein Lied in Gebärdensprache, die andere spielt auf der Gitarre ihre Lieblingslieder: große, tiefe Emotionen.

Maurizius Staerkle-Drux
CH I 2009 I 20 Minuten
MUSIK & X : HIPHOP

Die Jungs von Deadline Dynastie und Komekaté leben und rappen in ihrem „Ghetto“ Köln Porz. Sie sind Porzer, es zählt nicht Muttersprache oder Religion. Es zählt nur, ob Du „gerade“ bist. Sie erzählen, was HipHop für sie bedeutet. Wir schauen uns mit ihnen Videos an, von Sido, Fanta 4, Advanced Chemistry, Jan Delay und natürlich Seed und hören die Kommentare von Joe Vegaz, Easy Digital und den anderen zu Oldschool, Outfit, Rap aus dem Herzen oder Rap für Geld.

Kirsten Kummer
DE I 2009 I 30 Minuten
MUSIK & X : INDIE

Independent steht für unabhängig, kritisch und ungezogen. Was treibt die Szene heute so? Interviews in Leipzig, Berlin und Hamburg. Mit Alexandra Pagel über ihren Verein zur Rettung unabhängiger Musik, mit der Sängerin Britta Christiane Rösinger und Frank Spilker von den Sternen. Bands wie Die Sterne und Tocotronic als „Hamburger Schule“ der ersten Generation stehen für den Independent schlechthin.

Kirsten Kummer
DE I 2009 I 20 Minuten
MY NAME IS ALBERT AYLER

Ein großes Rätsel im Jazz: Eines Abends im Jahr 1970 verabschiedet sich Saxophonist Albert Ayler, Protegé Thelonius Monks, von seiner Frau; drei Tage später treibt seine Leiche im Hudson River. Der Film folgt dem Werdegang des Freejazz-Visionärs von Cleveland über Schweden, wo er 1962 seine erste Platte aufnimmt, bis nach New York. Familienmitglieder, Freunde, Musikerkollegen und spektakuläres Archivmaterial, Ayler selbst und seine zum Teil unveröffentlichte Musik erzählen das facettenreiche Porträt einer komplexen Persönlichkeit.

Kasper Collin
SWE I 2005 I 79 Minuten
OH HORN!

Porträt des einflussreichsten deutschen Jazzmusikers Albert Mangelsdorff. In reduzierten, sehr grafischen Schwarzweiß-Aufnahmen erläutert Mangelsdorff die Stationen seiner Musikerlaufbahn und sein Arbeitsethos. Mangelsdorff, Jahrgang ’28, musste seine Liebe zum Jazz den Nazis auch denen im eigenen Kopf, abtrotzen. Im Film erläutert er u.a. die Wichtigkeit des Übens… Außerdem führt er, über sein Instrument gebeugt wie eine Stummfilmfigur, Improvisationen auf der Posaune vor, der er gleichzeitig mehrere Töne entlocken konnte. Virtuos im besten Sinne.

Lucie Herrmann
DE I 1980 I 58 Minuten
OKAY OKAY – DER MODERNE TANZ

West-Berlin, die „Frontstadt“, Anfang der 80er: In diesem inzwischen als Meilenstein eingestuften Experimentalfilm, der düster und trotzig den grauesten Stadtansichten aller Zeiten die damals neue Musik – Stücke von Pere Ubu, Chrome, PIL, Residents, Wire, Throbbing Gristle etc. – und zum Teil Filmaufnahmen aus dem legendären Kreuzberger SO 36 gegenüberstellt, erklärt die Musik gleichsam die Bilder: Postpunkige Stadtlandschaften werden schaurig-schön, ganz wie der aggressive und hartnäckige strukturierte Lärm unsere Aufmerksamkeit provoziert.

Christoph Dreher, Heiner Mühlenbrock
DE I 1980 I 90 Minuten
ON / OFF: MARK STEWART – FROM THE POP GROUP TO THE MAFFIA

Mark Stewart hat als Shouter der Postpunk-Britfunk-Band The Pop Group nicht nur den Bristol-Sound massiv beeinflusst. Mit seiner Maffia und deren Funk-, Dub- und Elektronik-Mix nahm er auch Techno und Drum&Bass; vorweg. Wegbegleiter aus nah und fern, u.a. Daniel Miller (Mute), Nick Cave, Ted Gaier (Goldene Zitronen), Adrian Sherwood (ON-U Sound) berichten. Regisseur Schifer kennt selbst das Geschäft: als Labelmanager von Crippled Dick Hot Wax! und Monitorpop hat er einige gewichtige Musikcompilations und DVD-Editionen mit Musikbezug auf dem Kerbholz

Toni Schifer
DE/UK  I 2009 I 85 Minuten
ONE ROOM MAN – KEVIN COYNE

Kevin Coyne, einer der ganz großen britischen Rock-Mavericks, irrlichternd zwischen Blues und Avantgarde, allein in einem engen Raum: dick, alt, mit kehlig-rauher Stimme wie zu sich selbst sprechend, dann plötzlich ein Griff zu Mundharmonika, eine erstaunlich behende Folge von Tönen, dann wieder Abbruch – düstere Schwarzweiß-Bilder porträtieren eher einen Grübler denn einen Musiker, es ist als säße man nicht nur neben Coyne, sondern auch in ihm, in seinem Kopf, oder besser: in seiner dunklen Seele. Sehr eindringlich.

Boris Tomschiczek
DE I 2002 I 30 Min.
PIANOMANIA

Der ungewöhnliche Arbeitsalltag des Stefan Knüpfer: Der Klavierstimmer aus dem Hause Steinway richtet Konzertflügel für Koryphäen wie Brendel, Aimard oder Lang Lang ein. Der Film beobachtet besonnen den Teil des klassischen Musikbetriebs, den ein Konzertpublikum nie zu sehen bekommt. Es entsteht eine Meditation über die Arbeit am Klang, über Perfektionismus, die ganz seltenen Momente, in denen einer musikalischen Vollkommenheit nahe gekommen wird – und über das Geschehen in der langen Zeit zwischen solchen Momenten.

Lillian Franck, Robert Cibis
DE  I 2009 I 93 Minuten
PICTURES AND SONGS FROM PETRINJA

Petrinja ist eine Kleinstadt in Kroatien mit großer Chor-Tradition, die in Gesangsvereinen gepflegt wird. Welche Rolle solche Traditionen für das kollektive Selbstbild spielen, davon gibt dieser Streifzug durch Fernsehbilder aus verschiedenen Jahrzehnte einigen Aufschluss: Nicht nur können wir den Wandel technisch-ästhetischer Verfahren bei der Inszenierung von lokaler Geschichte mit den Händen greifen, wir können uns auch unsere Gedanken machen, welche Interessen beim Aufbau einer neuen Nation hier berührt werden.

Leon Rizmaul
CRO I 2009 I 17 Minuten
REAL KAUNTRIE

Kurzfilm über Besucher der diesjährigen Country-Messe in Berlin und ihre Outlaw- und Cowboy-Posen. Country-Musik als ein Mittel, das Leben als Fan in europäischen Großstädten mit „Final-Frontier-Feelings“ zu würzen.

Carsten Does, Gaby Wiegelmann
DE I 2009 I 9 Minuten
ROCKSTEADY – THE ROOTS OF REGGAE

Der legendäre Schlagzeuger Sly Dunbar bringt es auf den Punkt: „Frag Jamaikaner! Viele von ihnen werden sagen, dass sie Rocksteady bevorzugen – weil er den besseren Sound hat, den besseren Gesang, bessere Musiker und eine bessere Instrumentierung“. Dieser exquisit fotografierte und geschmeidig geschnittene Film findet das spirituelle Herz des Reggaes in jener Übergangsform nach dem Ska und bekommt allerhand Größen des Genres farbenfroh vor die Kamera, wie sie ihre alten Hits neu einspielen. Und das Hamburger Moll Selekta-Label war dabei. Deep.

Stascha Bader
CH/CAN I 2009 I 90 Minuten
ROLLING LIKE A STONE

Malmö 1965, verwackelte Super8-Bilder von einer Party der schwedischen 60ies-Band The Namelosers, unter den Gästen: die Rolling Stones, die gerade als erste ausländische Rockband in Schweden auftreten. 40 Jahre später fragen sich die Gastgeber Tommy, Ola, Kerstin und Mona (die zu der Zeit mit Brian Jones zusammen war), ob sich ihre Lebensträume erfüllt haben. Eine nuancierte, experimentelle Rückschau, die den Fokus auf die legt, die bleiben. Konsequent kommt dieses Kapitel der Stones-Story praktisch ohne Mick & Co aus.

Magnus Gertten, Stefan Berg
SWE I 2005 I 65 Minuten
ROUTES

Tanzenthusiast Reuben erfüllt sich einen langgehegten Traum und bereist mit Kamera den amerikanischen Süden, um verschiedene Steptanz-Stile zu dokumentieren. Er besucht Bayou-Kneipen, Dorfparties und Sportveranstaltungen, lernt rituelle Tänzer und Musiker kennen. Ziel: New Orleans. Doch dann kommt der schlimmste Sturm der jüngsten amerikanischen Geschichte, der Film betritt eine verwüstete Stadt. Dennoch findet Reuben einen ungebrochenen Willen vor, die tief verwurzelten Tanzformen zu erhalten.

Alex Reuben
UK I 2007 I 50 Minuten
SALZ IM AUGE

Zeitgenössischer Tanz als Instrument der Stadterforschung und als Medium für eine Erzählung: ein Junge sucht im Beton von Marseille das Meer und findet ein Mädchen. Mithilfe konzentrierter Choreografien und einer sehr bewussten Filmsprache (Kameramann Mauch arbeitete u.a. mit Herzog und Schroeter) beginnt die Stadt zu klingen und das Bild zu tanzen. Ein Dokument über Sound und Raumgefühl an Originalschauplätzen und ein visuelles Liebesgedicht in Bewegung.

Thomas Crecelius, Pipo Tafel, Mara Tsironi
DE I 2009 I 25 Minuten
SCHLURF – IM SWING GEGEN DEN GLEICHSCHRITT

Junge Jazzfans haben in ganz Europa gegen die Nazi-Ideologie rebelliert: die „Swing-Jugend“ in Hamburg und Berlin, die „Zazous“ in Paris, die „Potapki“ in Prag – und eben die „Schlurfs“ in Wien. Der Film arbeitet mit vielen Zeitzeugen, Archivmaterial und stellt Musikszenen nach. So wird anschaulich, was dem Siegeszug schwarzer Musik den Weg bereitet und das Alte Europa für neue Einflüsse geöffnet hat (Ernst Jandl war ein Schlurf!). Angesichts realer Gefahren für Anhänger dieser „Neger- und Judenmusik“ rettet der Film die Vorstellung von Pop als Widerstandsgeste.

Monica Ladurner, Wolfgang Beyer
AUT/DE I 2007 I 70 Minuten
SLIDE GUITAR RIDE

Porträt des weißen Blues-Gitarristen Bob Log III aus Arizona, der bei seinen One-Man-Band-Konzerten grundsätzlich nur aus einem Motorradhelm mit selbst eingebautem Miktofon heraus singt, das allerdings so oft es geht: Mit brachialem Blues und ebensolchem Humor scheint Log einem Auftrittsrekord hinterher zu jagen. Die Kamera ist ihm dabei dicht auf den Fersen.

Bernd Schoch
DE I 2005 I 82 Minuten
SOLO

Porträt des über 80-jährigen Komponisten für zeitgenössische Musik Boguslaw Schaeffer, gefilmt als geglückte Übertragung des Musikalischen auf das Bildsprachliche: der alte Mann wird auf seinen Streifzügen durch seine Heimatstadt Krakau begleitet, er lässt sich treiben in einer Symphonie aus Alltagsgeräuschen. Dazu gibt es sehr unerwartetes Archivmaterial aus dem polnisch-sozialistischen Fernsehen. Überraschungssieger des Prager Musikfilm-Festivals MOFFOM 2008.

Maciek Pisarek
POL I 2008 I 55 Minuten
SOLO FÜR SANIJE

Dokumentation über die wahre Geschichte hinter dem DEFA-Spielfilm „Solo Sunny“: Sanije ist eine Frau, die ihre Träume mit der DDR-Wirklichkeit in Einklang zu bringen versucht hat. Inzwischen 65, lebt sie immer noch in Berlin. Nach der Wende lange arbeitslos, gerät sie wegen mehrfachen Ladendiebstahls mit dem Gesetz in Konflikt. So wird der Film zum Porträt einer Einzelgängerin die in kein normales Leben findet und deren Leben eher einem aufregenden aber prekären gleicht.

Alexandra Czok
DE I 2009 I 79 Minuten
SOLO SUNNY

Klassiker des DEFA-Kinos zum Thema, wie sich Pop-Musik im sozialistischen Alltag organisiert hat. Im Mittelpunkt steht die eigenwillige Schlagersängerin Sunny aus Ost-Berlin die mit einem offiziellen Musikprogramm durchs Land zieht und dabei auf ihrem Recht auf eigene Lebensentwürfe besteht. „Ich schlafe mit jemandem, wenn es mir Spaß macht. Ich nenne einen Eckenpinkler einen Eckenpinkler. Ich bin die, die bei den Tornados rausgeflogen ist. Ich heiße Sunny.“

Konrad Wolf
DDR I 1979 I 100 Minuten
SOUL POWER

Musik zum Rumble in the Jungle in Kinshasa damals noch Zaire: Schön zu sehen, wie da ein riesiges Raumschiff mitten in afrikanischen Verhältnissen landet. Der Film konzentriert sich auf die amerikanischen Musiker (neben James Brown, Bill Withers uvm.). Gute Verité-Strecken, u.a. im Flugzeug nach Kinshasa; vielleicht geht etwas unter, was die einheimischen Gruppen zu bieten hatten. Trotzdem auch mit Miriam Makeba und zairischen Stars.

Jeffrey Levy-Hinte
USA I 2008 I 93 Minuten
SPECK – FREE PARTY FOR FREE PEOPLE

Sehr grafische Einführung in die Free-Party-Szene um Wien, in der sich Enthemmungsfantasien mit klar artikulierten Autonomieansprüchen mischen, so dass den als Weltflucht-Szene verschrienen Minimal-Ravern eine Anmutung von Politisierung zuzugestehen ist.

Martin Vincent Kolbert
AUT I 2007 I 30 Minuten
SPEX – BEST OF 2009

Spex, das zweimonatlich erscheinende Magazin für Popkultur, beschäftigt sich seit rund drei Jahren intensiv mit Musikvideos und kürt alle zwei Monate das »Video der Ausgabe«. Im Rahmen von UNERHÖRT! präsentiert die in Berlin ansässige Zeitschrift in einem Countdown die elf bemerkenswertesten und aufregendsten Musikvideos des Jahres 2009. Moderiert wird das Programm von Spex’ Chef vom Dienst Martin Hossbach, welcher zusammen mit Moritz Schmall, der wiederum für http://www.spex.de das Musikvideo-Blog »msm« betreibt, die Videos kommentieren wird.

diverse Regisseure
INT I 2009 I 90 Minuten
STARDUST – VON DER LEIDENSCHAFT EIN STAR ZU SEIN

In seiner neuesten Collage aus TV-Archiv-Material und aktuellen Interviews führt Oliver Schwabe durch die Musikgeschichte unter dem Motto „Stardasein“. Die Statements zu Karriere, Privatsphäre und Marketing von Amanda Lear und Robert Stadlober ähneln sich… Und Udo Lindenberg ist vom 10-Meter-Brett gesprungen, um Musiker zu werden; egal ob unten Beton oder Wasser ist. Außerdem mit Mick Jagger, Ringo Starr, Johnny Rotten, Simple Minds, Rod Stewart, Jimi Hendrix und Davie Bowie. Ein herausragendes Essay.

Oliver Schwabe
DE I 2009 I 90 Minuten
STATION 17: NEU

Der Film begleitet die neue Besetzung der seit 20 Jahren bestehenden Band Station 17, ein Patientenkollektiv aus Hamburg, bei ihrem ersten Projekt: dem Kooperationsalbum „Goldstein Variationen“. Nach dem Motto „zwei Tage – ein Song“ wird mit unterschiedlichsten Bands und Musikern jeweils ein Song produziert. Mit Fettes Brot, Barbara Morgenstern, Michael Rother, Ted Gaier, Guildo Horn & Die Orthopädischen Strümpfe uvm.

Eike Swoboda
DE I 2009 I 91 Minuten
TAMANGO + LIVE SOUNDTRACK

Musiker Meindert Talma und seine achtköpfige Band spielen den Soundtrack zu Tamango live. Die in eindringlichen s/w-Bildern und ohne Dialoge gefilmte tragische Liebesgeschichte des „Touristen“ und Jackie Hall vertont mit Cello, Klavier, Geige, Piano und Vocals á la Nick Cave. In Kooperation mit der Productiehuis Popcultuur Groningen feiert diese Projekt bei UNERHÖRT!

Rene Duursma
NL I 2009 I 55 Minuten
THE FOLK SINGER – A TALE OF GOD, LOVE & REDEMPTION


Von Dämonen und dem Bedürfnis verfolgt, für seinen ungeborenen Sohn sorgen zu können, macht sich der Folk & Blues Sänger Jon auf Tournee durch Texas und Louisiana. Auf seiner Reise mit Fiddle und Banjo streift er durch Bars, begegnet alten Freunden. Eine teilweise autobiografische Story über Männer, Musik und Amerika, in der Kurt Wert aka Possessed By Paul James der Hauptfigur Gesicht und Stimme gibt. U.a. mit Steve Dean, Scott H. Biram, Rev. Davis, Soda, Cade Callahan, Drew Landry, Miss Eliza Jane & Reverend Deadeye.

M.A. Littler
DE I 2008 I 101 Minuten
THE POSTERS CAME FROM THE WALLS – MY HOBBY IS DEPECHE MODE

Es geht um Fans der Band Depeche Mode, um Fans jeden Alters mit verschiedenen politischen und sozialen Hintergründen, aus Pasadena, London, Teheran, Mexico City, St. Petersburg und Ostberlin: „Es war, als kämen die Poster von unseren Wänden“, sagt Thomas, als Depeche Mode 1988 ihr Ostberlin-Konzert gaben. Abrahams und Turner-Preisträger Deller sammeln unaufdringlich Statements ein und fertigen das Porträt eines weltumspannenden Kollektivs: lebenslang Depeche Mode-Fan als Lebensmodell.

Jeremy Deller, Nicholas Abrahams
UK I 2007 I 72 Minuten
THE SILENCE IN BETWEEN

George Clinton ist einer der meist gesampleten Künstler unserer Zeit. Er ist der Kopf der Bands Parliament und Funkadelic und gilt als einer der Erfinder des Funk. Was aber ist eigentlich Funk? Der Film reist dem Meister bei einer Europatournee hinterher, um das Rätsel zu lösen.

Mark Limburg
NL I 2009 I 29 Minuten
THE SOUNDLESS FALL OF GRAVITATION

Zoran Madzirov, mazedonischer Schlagwerker, macht mit allem Musik und macht jede Musik mit. Er träumt von Amerika, während die Bilder mit den Klängen verschmelzen, die Madzirov seinen Umgebungen abgewinnt: film concret.

Sasa Oreskovic
DE I 2008 I 60 Minuten
THE TOPP TWINS: UNTOUCHABLE GIRLS

Die lesbischen Topp-Zwillinge aus Neuseeland sind ein musizierendes Stand-up-Duo mit Nummern aus überzogenem Country und anderen Folklorismen (u.a. Jodeln im Dirndl). Sie sind von der breiten Bevölkerung gefeierte Superstars mit eigener TV-Show, was auch an ihrem familiären Hintergrund liegt als Farmerstöchter, die wissen, was harte Arbeit auf dem Lande ist. Gleichzeitig waren die beiden immer politisch aktiv: Anti-Atomkraft, Anti-Rassismus, Pro-Frauen- und schwul-lesbische Rechte. Hochenergetisch, sehr begabt und brüllend komisch. Findet auch Billy Bragg. Teils Konzeptfilm, teils Biographie, teils Komödie, die Zwillinge teilen Ihr „Coming Out“ oder auch die Krebserkrankung einer der beiden mit viel Humor, Ehrlichkeit und Weisheit mit uns.

Leanne Pooley
NZ I 2009 I 84 Minuten
THIS IS SPINAL TAP

Dieser Film passt zu UNERHÖRT! wie kaum ein anderer. Mit ihm eröffnen wir die neue Sektion legendärer Musikfilme, die unser aller Leben erklären, vertiefen, – in jedem Fall bereichern. Spinal Tap feiert in diesem Jahr sein 25stes Jubiläum. In dem Film verschwimmen die Grenzen der Narration, man fragt sich ständig: „Ist das nun eine Dokumentation oder fiktiv?“ Hinzu kommt die genial-respektlose Komik, mit der die typischen Mechanismen der Musik- und Filmbranchen aufs hinterhältigste (selbst-)parodiert werden. Und das dann gewürzt noch mit den Attitüden des Heavy Metals der frühen 80er Jahre – an sich schon unerträglich lustig.

Rob Reiner
USA I 1984 I 87 Minuten
TRACKING THE WALKABOUTS

Ein persönlicher Blick auf „The Walkabouts“ während ihrer letzten Europa-Tournee: Der Film begleitet die amerikanische Band, Ur-Gesteine des Grunge, zu den drei finalen Stationen dieser Tour in drei verschiedene Staaten des ehemaligen Jugoslawiens. Der Film über die seit 25 Jahren aktive Gruppe um Kopf Chris Eckman zeigt die Musiker bei Konzerten in Ljubljana (Slowenien), in Zagreb (Kroatien) und in Belgrad (Serbien).

Peter Braatz
DE I 2009 I 46 Minuten
TRIBU

Jugendgangs in den Slums von Tondo, Manila, die den Gangster-Rap als Lebensstil auf die philippinischen Bedingungen übertragen. Reime, Schlägereien, Schießereien, Drogen und Sex – die Kids eifern ihren amerikanischen Vorbildern nach. Sehr authentisches Underground-Kino, ausschließlich mit Laien vor Ort gedreht, mit einem Sinn für scheinbar Nebensächliches wie den Stromableser, der mit dem Fernglas kommt: um Manipulationen durch die Slumbewohner vorzubeugen, sind die Zähler an Masten in 10 Meter Höhe angebracht.

Jim Libiran
PHL I 2007 I 95 Minuten
VOORMANN & FRIENDS: A SIDEMAN’S JOURNEY

Klaus Voormann hat über Jahrzehnte Popgeschichte mitgeschrieben. Als Musiker ist seine Diskografie ein „Who is Who“ der Popmusik. Er war Wegbegleiter der Beatles, Eric Claptons, B.B. Kings u.v.a.. Der Film zum 2009 veröffentlichten Album „A Sideman’s Journey“ ist ein intimes Werk, das die Entstehung eines einzigartigen Albums mit vielen Stars dokumentiert.

Uwe Bendixen, Peter König, Christina Voormann
DE I 2009 I 73 Minuten
WAS TUN PINA BAUSCH UND IHRE TÄNZER IN WUPPERTAL?

Direct Cinema aus Deutschland, das bleibt untrennbar verbunden mit dem Namen Klaus Wildenhahn. Sein Werk enthält viele Filme mit Musikbezug. Wie jedes Jahr zeigen wir auch in diesem wieder einen davon, aus gegebenem traurigen Anlass diesmal seine Dokumentation über die im Juni verstorbene Ikone des internationalen Tanztheaters Pina Bausch. Wir sehen sie Anfang der 80er Jahre mit ihrem Ensemble bei den Proben zum Stück „Walzer“.

Klaus Wildenhahn
DE I 1983 I 115 Minuten
WEST COAST THEORY

Wie kommt im HipHop dieser typische West Coast-Sound zustande? Das klingt wie eine trockene Analyse für Technik-Spezialisten, ist aber in Wirklichkeit eine leicht nachvollziehbare und überraschend amüsante Erläuterung für alle, was auch an den hinreißend liebevollen Animationen liegt, die die jungen Filmemacher aus Frankreich in ihre Arbeit einfügen. Interviewt werden u.a. DJ Muggs, DJ Babu, Battlecat, Rick Rock uvm., aber auch der IT-Ingenieur, dessen Entwicklung das Sampling ermöglichte. Klarer Fall von kurzweiligstem Infotainment.

Maxime Giffard, Felix Tissier
FRA/USA I 2009 I 66 Minuten
WHO IS HIGHLIFE

Highlife ist der Rock’n’Roll Afrikas, und alles begann im westafrikanischen Ghana. Kaum ein musikalischer Stil, der nicht in Highlife Themen transponiert wurde, so auch Burger Highlife, der Soundmix von traditioneller Musik mit Disco und Funk, den in Deutschland lebende ghanaische Musiker kreierten. Wie es zu dieser speziellen Fusion kam, erzählt der Film mit Musik und Interviews. Zahlreiche Szeneaktivisten und Musiker treten auf und stellen ihre Stücke vor: George Darko, Bob Fiscian, Nana Acheampong, John Collins uvm.

Wilma Kiener, Dieter Matzka, Alpha Yahaya Suberu
DE/GHA I 2009 I 106 Minuten
WILD COMBINATION: A PORTRAIT OF ARTHUR RUSSELL

Porträt von Arthur Russell, der ausgehend von klassischer Ausbildung (Cello, Piano) im Laufe seines kurzen Lebens hunderte von Stunden verschiedenster Musiken aufnahm. In den 1970ern war er Teil der New Yorker (Avantgarde-) Disco-Szene mit eigenem Label, später suchte er die Nähe der jungen New Wave-Bewegung. Seine ungewöhnlichen Co-Ops mit u.a. David Byrne und Patti LaBelle sind eine Erklärung für den Filmtitel und stehen für seine überbordende Kreativität, die keinen Musikstil unbeachtet ließ – bis der HIV- Virus seinem Leben 1992 ein abruptes Ende setzte.

Matt Wolf
USA I 2008 I 71 Minuten
WIR HABEN DIE MUSIK. UNTERWEGS MIT TOM LIWA.

Tom Liwa, Gründer der Duisburger Band Flowerpornoes, auf Promotour für seine CD ‚Dudaim’, begleitet von einer einfachen DV-Kamera. Entstanden ist ein freundlich-anarchisches Musiker-Portrait, das zwischen Alltagsgroteske und plötzlichem Tiefgang changiert. Wir bekommen hier ebenso etwas mit über Liwas innere Beweggründe wie über einige seiner Bekannten und seine Fangemeinde. Und immer wieder Lieder, in unterschiedlichsten Rahmen vorgetragen, die den Solokünstler ausweisen als auf Reisen befindlichen Suchenden.

Marc Ottiker
CH I 2008 I 45 Minuten