The Ballad Of Shirley Collins

Rob Curry, Tim Plester

Shirley Collins gilt im Allgemeinen als die wichtigste Sängerin des 20. Jahrhunderts für traditionelles englisches Liedgut. Gemeinsam mit ihrer Schwester Dolly stand sie im Mittelpunkt des Britischen Folk-Revivals während der 1960er und -70er Jahre. Doch 1980 erkrankte sie an Dysphonie, einer Stimmstörung, die sie ihrer einzigartigen Gesangsstimme beraubte und sie zu einem verfrühten Rückzug aus der Szene zwang.

Nach einer beinahe Jahre währenden Karriereunterbrechung begann Collins 2015 mit den Aufnahmen zu ihrem nunmehr siebten Album „Lodestar“. Die Regisseure Rob Curry und Tim Plester durften diesen Prozess zum Teil mit der Kamera begleiten. Auch sonst hielten sie wenig von einem chronologischen Abriss einer Biografie. So treten in dem Film Stewart Lee (Comedian, Schriftsteller, Drehbuchautor, Theaterregisseur uvm.) sowie David Tibet auf, ex-Mitglied bei den Formationen Psychic TV und 23 Skidoo sowie aktuell das einzige permanente Mitglied des Bandprojekts Current 93. Herausgekommen ist ein meditatives und sorgfältig gebautes Porträt, nicht nur einer wichtigen Musikerin, sondern eines ganzen Landes und dessen zerrissener Gegenwart.

Regie: Rob Curry, Tim Plester

Land: UK
Jahr: 2017
Länge: 94 Minuten

 

 

 

The Ballad Of Shirley Collins ist aber auch eine Art transatlantisches Roadmovie. Der Film nutzt echtes Audioarchivmaterial, um auch Collins‘ bahnbrechende Reise in die Tiefen des US-amerikanischen Südens zu rekonstruieren. An der Seite von Alan Lomax (der damals ihr Geliebter war und heute einen Status als legendärer Musikethnologe besitzt) sammelte sie dort 1959 die Lieder der ländlichen Bevölkerungen und entdeckte eine Musik, die später die Inspiration zum Soundtrack des Coen-Brüder-Films O Brother Where Art Thou lieferte.

Wir haben es hier also zu tun mit der Geschichte einer Frau, die darum kämpft, nach langer, langer Zeit aus der Asche wiederaufzuerstehen. In dieser Geschichte geht es auch um kulturelles Erbe, die Nachwelt und um die echten Melodien der Vorfahren der Briten. Die brauchen eine wie Shirley Collins in Zeiten wie diesen dringender denn je.

The Ballad Of Shirley Collins hatte eine Produktionszeit von dreieinhalb Jahren. Es ist der erste Film der Firma Fire Films, der neu eingerichteten Film-Abteilung vom wieder zum Leben erweckten Fire Records-Label und dessen Schwesterlabel Earth Recordings.