Rising Tones Cross

von
Ebba Jahn

Die Freejazz-Szene von New York mitte der 1980er Jahre – eine Wiederentdeckung

Ebba Jahn | Deutschland | 1983/84 | 119′ | OmdtUT

Der Film der deutschen Regisseurin Ebba Jahn fängt einen Moment Anfang der 1980er Jahre ein, als heute bekannte Jazz-Künstler gerade begannen, im Windschatten von Punk und aufkommender HipHop-Kultur, aber auch in gewisser Kontinuität zur Jazz-Geschichte, eine neue „Szene“ aufzubauen. Besonders interessant dabei ist, wie sich der Film mit den Unterschieden zwischen den sozialen Kontexten der improvisierten Musik in Europa und Amerika befasst – und natürlich auch auf unterschiedliche Ausgangsbedingungen für schwarze bzw. weiße Musiker, nicht nur in den USA. Was den Film jedoch am deutlichsten von anderen „Jazz-Filmen“ unterscheidet, ist der visuelle und erzählerische Fokus auf die Stadt New York als metaphorischer Kraft hinter dieser kreativen Explosion: Die Metropole wird als schmutzig, arm, rau, aber sehr lebendig ins Bild gesetzt, noch ungezähmt von bürgerlich-bequemer Stromlinienförmigkeit und neo-liberalem Fassadenglanz.

So erforscht der Film die komplexe Improvisation anhand von Live-Auftritten und exklusiven Interviews. Die zeitgenössischen Künstler sind in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen: auf der Straße, in Performance-Lofts oder in ihren Wohnungen. Sie sprechen ihre eigenen Worte sprechen und können einfach sie selbst sein: Ein Charles Gayle erörtert musikalische Einflüsse, ein Peter Kowald analysiert die persönliche Performance im Vergleich zu den konzeptionellen Werten der Avantgarde. Auch wird eine Diskussion über die rassistische Dynamik zwischen schwarzen und weißen Musikern innerhalb der Szene geführt und illusionslos zur unmittelbaren gesellschaftlichen Wirkung von Jazzmusik geschlussfolgert. An der Frage, ob Avantgarde-Musik eine Plattform für das Bewusstsein der Menschen sein kann, scheiden sich die Geister …

Mit Charles Gayle, Peter Kowald, John Zorn, Wayne Horwitz, Billy Bang, Don Cherry, Peter Brötzmann, Irène Schweizer, Jemeel Moondoc uvm. – und beim Auftritt des William Parker & Patricia Nicholson Ensembles zeichnete A.R. Penck für das Bühnenbild verantwortlich!

http://www.ebbajahn.de/FilmPals/Start.html